Bei der Frage der Energieversorgung gehen die Meinungen weit auseinander, so die Wählerliste Klimaliste Hessen, die erstmals in Hessen zur Landtagswahl antritt. Anlass hierfür ist der Auftritt von Hans-Werner Sinn in Buseck, die Berichterstattung und das Interview mit ihm in dieser Zeitung.
Die über Jahrzehnte gemessene Temperaturentwicklung des gesamten Globus zeige ganz eindeutig, dass innerhalb einer erdgeschichtlich extrem kurzen Zeit ein enormer Anstieg stattgefunden hat, so Listenkandidatin Rita Kotschenreuther. Dies könne nicht geleugnet werden und es bestehe dringender Handlungsbedarf, wenn die schlimmsten Auswirkungen für die Menschheit und ihre Lebensgrundlagen verhindert werden sollen. Auch für Hessen zeigt der Deutsche Wetterdienst in Offenbach eindeutige Entwicklungen, die in ihrer Geschwindigkeit einmalig sind.
Schon viele Jahrzehnte sind die Konsequenzen der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas bekannt, doch Warnungen wurden von Interessenverbänden und Politik verdrängt. Die längst überfälligen Schritte prangert Sinn jedoch nun als „einseitige Abkehr von Öl und Gas“ und „ideologisch getriebener Irrtum“ an. Die Klimaliste Hessen fragt daher, ob schmelzende Gletscher und Polkappen, sterbende Wälder, untergehende Inseln sowie austrocknende Bäche und Flüsse ideologischer Irrtum sind. Der von Sinn unterstellte „Frontalangriff gegen die deutsche Autoindustrie“ sei von ihr selbst verursacht: sie habe wesentliche Entwicklungen ganz einfach verschlafen, als ausländische Konkurrenz bereits Alternativen entwickelte.
Aber auch über Jahrzehnte liebgewonnene Gewohnheiten der Bevölkerung müssten laut Klimaliste Hessen hinterfragt werden, wenn Leben für die nachfolgenden Generationen noch lebenswert bleiben soll. Alleine durch Technologien sei die maßlose Verschwendung von Ressourcen und Energie nicht auffangbar.
„Dass Sinn schon viele Jahre der Fossil- und Atomlobby das Wort redet ist allgemein bekannt“ so Rita Kotschenreuther. Doch statt alles daran zu setzen, der Nachwelt einen sauberen Planeten zu hinterlassen, sei sein Bestreben, die Gewinne fossiler Großkonzerne zu erhöhen. Atomkraft, die von ihm hochgelobt wird, sei weder klimaneutral, billig noch sicher, so die Klimaliste Hessen. Sie wurde über Jahrzehnte von der Gesellschaft mit Milliarden hoch subventioniert, sei also alles andere als billig. Zuletzt machte sie am gesamtdeutschen Energieaufkommen nur noch 4 Prozent aus. Der Betrieb von Atomkraftwerken berge selbst in Hochtechnologieländern bekanntermaßen unabschätzbare Risiken. Eine sichere Atommüllendlagerung gebe es zudem auf absehbare Zeit nicht, auch nicht in Hessen. Kein Bundesland und keine Kommune wolle ein solches Lager berechtigterweise auf ihrem Grund haben, denn jahrtausendelange Garantien gäbe es keine.
Daher wünscht sich die Klimaliste Hessen eine auf Fakten basierende ideologiefreie und überparteiliche Auseinandersetzung um die besten Konzepte zur Bewältigung der Klimakrise. Mehr Busse und Bahnen, sozial abgefederte Energieversorgung mit erneuerbaren Energien, weniger Flugverkehr und Ausbau von Radwegen sowie Bahnstrecken seien wesentlich für eine Reduzierung der schädlichen Treibhausgasemissionen.