Erntedank? Um den Erhalt der Wiesbadener Landwirtschaft steht es schlecht. 450 Hektar wertvoller Boden in Gefahr Klimaliste Hessen fordert: Stopp der Planungen zur Bebauung des Wiesbadener Ostfelds und des Westfeldes

Die Klimaliste Hessen Wählerliste fordert den Erhalt des Wiesbadener Ostfeldes im Stadtteil Wiesbaden-Erbenheim rund um das Fort Biehler. „Die Neuversiegelung von Boden betrifft allein mit dem Ostfeld-Kalkofen zwischen den Wiesbadener Stadtteilen Erbenheim und Mainz-Kastel eine Fläche von 450 Hektar (ha), die heute vorwiegend landwirtschaftlich zur Lebensmittelproduktion genutzt wird und auf der nach dem Willen der Landeshauptstadt auch ein vollständig neuer Stadtteil für bis zu 12.000 Einwohner entstehen soll“ so Rechtsanwältin Joy Hensel, Listenkandidatin der Klimaliste auf Platz 3.

Diese Forderung speist sich aus der Erkenntnis, dass der Flächenverbrauch in ganz Hessen mit über 2,5 ha/Tag zu hoch ist, um die Klimaziele bis zum Jahr 2035 zu erreichen.

Bereits 2018, zu Beginn der derzeitigen Legislaturperiode, hatte die Hessische Nachhaltigkeitskonferenz – Entscheidungsgremium der Nachhaltigkeitsstrategie Hessen – das Ziel beschlossen, den Flächenverbrauch auf deutlich unter 2,5 ha/Tag zu reduzieren. Diese Vorgabe wurde nicht erreicht.

Jede versiegelte Fläche erhöht nicht nur die Überhitzung; es geht die wichtige Klimaschutzfunktion durch CO2-Speicherung im Boden verloren. Zudem nehmen versiegelte Flächen weniger Regenwasser auf, was wiederum zur Verstärkung des Niederschlagabflusses bei Starkregen führt und die wichtige Grundwasserneubildung reduziert.

Die Klimaliste Hessen Wählerliste fordert in ihrem Wahlprogramm zur Landtagswahl die Reduzierung des Flächenverbrauchs in Hessen bis zum Jahr 2030 auf Null. Alleine die Bebauung Ostfeld würde die Hälfte der landweiten Neuversiegelung pro Jahr ausmachen.

Anlässlich des Erntedankfestes am 1. Oktober 2023 kritisiert Joy Hensel:„Es ist bizarr, dass die Landeshauptstadt ein großes Erntedankfest am Warmen Damm feiert und gleichzeitig zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe durch die fortschreitenden Planungen zum Bau neuer Stadtteile auf den wenigen für die Landwirtschaft verbleibenden Freiflächen im Stadtgebiet in ihrem Bestand bedroht sind“. Die ansässigen landwirtschaftlichen Betriebe dienen der regionalen Versorgung, einige der Landwirte versorgen Schulen und Kitas und bieten seit Jahren erlebnis- und schulpädagogische Angebote“.

„Bei den Planungen zum Ostfeld in Wiesbaden -Erbenheim handelt es sich hessenweit um das größte Gebiet, das im Wege einer Zielabweichung vom Regionalplan überplant werden soll“, kritisiert Rechtsanwältin Hensel weiter, „das ist nicht das richtige Verfahren für derartig weitreichende Änderungen der Raumordnung“.

„Die Wiesen und Felder im Osten von Wiesbaden haben eine wichtige Ausgleichsfunktion weil über diesen Flächen in heißen Sommerperioden nachts kalte Luft entsteht, die dann in die in der Tallage liegende Landeshauptstadt fließt und abkühlt. Deswegen ist hier laut Regionalplan hier keine Bebauung zulässig, sondern vor allen Dingen eine landwirtschaftliche Nutzung und Naherholung. Es ist unverständlich, weshalb das Regierungspräsidium Darmstadt die Abweichung vom Regionalplan trotz entgegenstehender klimatologischer Gutachten und hinreichender innerstädtische Alternativen genehmigt hat. Eine Klage eines Umweltverbandes gegen diese Planung ist anhängig.

Die Zahl der Hitzetage mit über 30 Grad Celsius hat sich in Wiesbaden seit 1960 von 7 auf 13,9 Hitzetagen nahezu verdoppelt, berichtete jüngst der Wiesbadener Kurier in seiner Ausgabe vom 7. August 2023. Dennoch treibt die Landeshauptstadt die Planungen für das Gebiet ungeachtet der anhängigen Klage voran. Im Rahmen einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme sollen die Ackerflächen von den landwirtschaftlichen Betrieben in einem Umlegungsverfahren eingezogen werden, um diese als Bauland zu überplanen. Die Betriebe sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Diese haben sich in der Initiative „Hände weg von OS/KA zusammengeschlossen“ und sind gezwungen aufwendige juristische Verfahren zu führen. 

Flächenfraß: Kein Ende in Sicht

Hinzu kommt: Der Raubbau an für das Stadtklima wichtigen Flächen geht weiter. Mit dem Westfeld in Wiesbaden, das zwischen den Stadtteilen Dotzheim und Schierstein am Rhein liegt, steht die nächste Planung für einer Bebauung auf 125 ha an, die den Fortbestand wichtiger Freiflächen und die Existenz alteingesessener landwirtschaftlicher Betriebe, die Obst und Gartenbau betreiben, aufs Schärfste gefährdet. Hier werden den Bürgern weitere 3000 Wohnungen versprochen und das Schlagwort vom angeblich bezahlbaren Wohnraum soll in der Bevölkerung für Zustimmung sorgen. Aber auch neue Gewerbeansiedlungen und der Neubau der Landespolizeischule sollen hier vorgenommen werden.

In ganz Hessen gibt es zahlreiche weitere Beispiele für nicht mehr zeitgemäße Vernichtung von Böden durch Logistikzentren, Gewerbegebiete, Baugebiete. Damit ist nach Auffassung der Klimaliste Hessen Wählerliste immer noch nicht verstanden worden, dass wirkungsvoller Klimaschutz nur auch mit einer deutlichen Reduzierung des Flächenverbrauchs umzusetzen ist. Ein „weiter so wie bisher“ ist mit den Klimazielen von Paris nicht vereinbar.

Weitere Forderungen der Klimaliste Hessen Wählerliste

Die Klimaliste Hessen fordert in ihrem Wahlprogramm, dass die künftige Landesregierung der Flächenversiegelung gesetzlich Einhalt gebietet.

Die Klimaliste Hessen fordert in ihrem Wahlprogramm die Umsetzung weiterer Maßnahmen, wie Konzepte zur ökologischen Nachverdichtung in den Städten, um den Bedarf an Wohnraum und Sonderbauten wie Behörden und Gewerbe zu decken. Auch ein aktives Wohnraum- und Umzugsmanagement (Tauschbörse, Leerstandskataster) kann helfen, den Flächenverbrauch einzudämmen und die vorhandenen Wohn- aber auch Gewerbeflächen im Bestand bedarfsgerecht und sozial zu nutzen.

„Wer uns wählt, macht bitte das Kreuz ganz unten am Ende in der rechten Spalte seines Wahlscheins!, so die Wiesbadener Kandidatin der Klimaliste Hessen Wählerliste, Rechtsanwältin Joy Hensel.

Für Rückfragen:

Joy Hensel: 0175 240 2965